Ich musste aufgrund der Pandemie alleine warten – R. K. (20) Landau in der Pfalz

Im Sommer letzten Jahres wurde ich schwanger, ungewollt. Ich war ziemlich überfordert mit dieser Tatsache, eigentlich war direkt für mich klar, dass ich dieses Kind nicht bekommen will. Trotzdem habe ich mir eine Woche Zeit genommen, darüber nachzudenken, mir über die Situation im Klaren zu werden. Ich habe mit meinem Freund viel darüber geredet, er wollte mich unterstützen, egal, wie ich mich entscheide. Auch meine Mutter unterstützte meine Entscheidung, ihr habe ich erst Bescheid gesagt, als ich mir ganz sicher war, was ich tun will. Zuerst habe ich dann einen Termin bei der Frauenärztin ausgemacht, es wurde sensibel mit mir umgegangen, ganz selbstverständlich über das Thema geredet. Mir wurden Empfehlungen für Abtreibungskliniken gegeben. Ich musste einen Gesprächstermin mit Pro Familia ausmachen, wegen Corona fand dieser per Telefon statt. Ich wurde gefragt, ob ich mich denn schon entschieden hätte. Auf mein Ja wurden nur noch Informationen zu einem Schwangerschaftsabbruch gegeben, welche Methoden es gibt, wo ich einen Termin ausmachen muss, was ich dort mitbringen muss. Der Termin war schnell festgelegt.

Meine Mutter und mein Freund begleiteten mich nach Ludwigshafen zu der Abtreibungsklinik, ich hatte einen chirurgischen Eingriff. Ich musste aufgrund der Pandemie alleine warten und alleine den digitalen Fragebogen ausfüllen, was eigentlich das schlimmste für mich war. Ich wurde durch die Räume der großen Praxis gelotst. Ich war wahrscheinlich die jüngste Patientin vor Ort, soweit ich das beurteilen konnte. Ich wurde zuvor gut aufgeklärt, was mit mir passieren wird. Die größte Angst hatte ich vor meiner ersten Vollnarkose im Leben. Es hat mich ein wenig erschreckt, dass die Eingriffe einer nach dem anderen ohne Pause durchgeführt wurden. In dem Aufwachraum waren mit mir glaube ich fünf Frauen. Ich brauchte lange zum Aufwachen und mir wurde ziemlich schlecht von der Narkose, insgesamt dauerte mein Aufenthalt dort insgesamt ungefähr zwei Stunden. Ich schonte mich die Tage danach. Ich blutete auch noch lange, nur zu Beginn hatte ich allerdings Schmerzen, das legte sich wieder. Es dauerte seine Zeit, bis wieder mein gewohnter Zyklus einsetzte.

Dieses Erlebnis hat mich schon verändert, auch wenn ich zum Glück keine traumatischen Erfahrungen gemacht habe. Ich habe nur meinen zwei engsten Freundinnen davon erzählt und nur mit meinem Freund dieses Thema durch Gespräche aufgearbeitet. Mein Erlebnis des Schwangerschaftsabbruchs hat meine Vorstellung von einem Leben mit Kind erstaunlicherweise stark verstärkt, nur eben zu einem Zeitpunkt, an dem ich dazu bereit bin. Ich bin außerdem nun stark sensibilisiert und habe mich viel mit diesem Thema auseinandergesetzt, welches immer noch sehr viel Aufklärungsarbeit und Veränderung in unserer Gesellschaft benötigt. Pro Choice.

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