Egal wie du dich entscheidest, du bist damit nicht allein – Lisbeth (28), Leipzig

Ich war 22 und gerade erst in die Stadt zum Studieren gekommen, als ich diesen Mann kennen lernte und ungewollt schwanger wurde. Ich war sehr überfordert. Was tun und wozu mich entscheiden? Ein guter Freund und ich machten eine Pro- und Contra-Liste um zu sammeln, was für und was gegen ein Kind sprach. Es sprach vieles dagegen, doch ich war mir unsicher, ob ich tatsächlich das Kind abtreiben lassen könnte. Ich wollte schließlich später einmal Kinder, nur eben nicht zu diesem Zeitpunkt und unter diesen Bedingungen. Im Internet versuchte ich mich zu informieren, habe jedoch schnell gemerkt, welche Haltung und Wertung auf vielen Seiten mitschwang. Dass ein Kind nicht auszutragen, sondern die Schwangerschaft abzubrechen, Mord sei. Null hilfreich in einer Situation, in der ich einfach nur medizinische Informationen brauchte und die vielen Fragen beantwortet haben wollte...

Ich bemerkte also schnell, dass ich dort keine Entscheidungshilfe bekam. Ich rief weinend meine Eltern an, erzählte was passiert war. Sie boten mir direkt an mich abzuholen. Ich fuhr dann schließlich zeitnah selbstständig in die Heimat. Bei einem Gespräch mit ihnen besprachen wir die Situation. Sie sagten zwar, dass sie mir empfehlen würden, das Kind nicht zu bekommen, dies jedoch meine Entscheidung sei und sie mich immer unterstützen würden. Das hat mir wahnsinnig geholfen und war extrem wichtig zu hören. Mein Vater fuhr mich schließlich zu dem Beratungstermin bei ProFamilia, wo sich die Entscheidung festigte, die Schwangerschaft abzubrechen. ProFamilia gab mir auch den Kontakt zu der Ärzt*innenpraxis, die operative Schwangerschaftsabbrüche ausführte und ich bekam schnell einen Termin. Mit meiner Mutter fuhr ich dann in die Praxis, wo mir in einem kleinen operativen Eingriff unter Vollnarkose die befruchtete Eizelle abgesaugt wurde.

Ich blieb ca. 10 Tage bei meinen Eltern, erholte mich von dem Eingriff und hatte Gelegenheit alles zu sortieren. In der Zeit hatte ich ausgesprochen plastische Träume und schrieb alles in ein Buch. Rückblickend hat mir das gut getan. Ab und an lese ich die Zeilen, häufig habe ich aber nicht das Bedürfnis. Mit meiner Entscheidung bin ich zufrieden. Es war in diesem Moment und unter diesen Umständen die richtige Entscheidung für mich und für mein Leben. Nun bin ich 28 Jahre und freue mich schon langsam darauf, irgendwann in den kommenden Jahren eine Familie zu gründen. Ich finde es wichtig, dass wir Frauen* darüber sprechen. Im näheren Umfeld konnte ich schon zwei weitere Frauen* unterstützen, die ebenfalls vor dieser Entscheidung standen. Ich denke es hilft ungemein, wenn die schwangere Person mit Menschen darüber sprechen kann, die ebenfalls schon einmal in einer solchen Situation waren. Und dass man im Internet endlich die Informationen erhält, die für den Prozess der Entscheidung notwendig zu wissen sind! Und, dass man Menschen um sich hat, die einen zu nichts drängen und deutlich sagen: “Egal wie du dich entscheidest, du bist damit nicht allein“. 

Großen Dank und Küsschen an dieser Stelle an meine großartigen Eltern und Freunde. Ihr rockt! <3

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